Grosse Geister begegnen sich. (Ein Phantasiebild aus Italien)
Signatur
SB-BIS 0317
Datierung
10.1875
Umfang
1 Zeitungsausschnitt
Beschreibung
Bild 1: Bismarck steht in Kürassieruniform mit Säbel auf einem Bergpfad. Antonelli kommt um die Ecke. Bild 2: Antonelli und Bismarck stehen sich erschrocken gegenüber. Bild 3: Antonelli zielt mit einem Revolver auf Bismarck, dieser versucht seinen Säbel zu ziehen. Bild 4: Antonelli und Bismarck zeigen sich gegenseitig ihre Panzerung. Bild 5: Die beiden stehen eng beieinander und lächeln. Bild 6: Sie tauschen Wein bzw. Kümmel aus. Bild 7: Sie sitzen einmütig redend im Gras. Hinter einem Hügel Schauen Wilhelm I. und Pius IX. hervor. Bild 8: Bismarck im Zwiegespräch mit Wilhelm I., Antonelli mit Pius IX. Bild 9: Bismarck und Antonelli knien sich umarmend und händchenhaltend in der Mitte. Wilhelm I. und Pius IX. halten ihre Hände segnend über die beiden. Bildunterschrift: [Bild 1:] Bismarck, der den deutschen Kaiser nach Italien begleitet, denkt sich: "Um keenen Clericalen zu bejegnen, jehste mang de wilden Berge promeniren." Antonello, aber hat dieselbe Idee, da er keinen Preußen zu Gesicht bekommen will. [Bild 2:] Deibel, schreit Bismarck, wat sehen meine Oogen? Den Antonelle! Verflucht! Diabolo! schreibt Antonellim den habe ich hier am allerwenigsten vermuthet. Corpo di Bacco! [Bild 3:] Von einer langgenährten Wuth erfaßt, greift Antonelli zum Revolver, um den Feind der Christenheit loszuwerden, während Bismarck seinen Säbel zieht um den Feind seiner Pläne abzumurksen. [Bild 4:] Ne so nich! Der muß mich vor Wuth bersten! überlegt Bismarck diabolisch, streift seinen Rockärmel in die Höhe und zeigt Antonelli, daß er schußsicher ist. Krepir! hänselt Antonelli und zeigt Bismarck, daß er bepanzert ist. [Bild 5:] Nu weeß ick erst recht nich, wer von uns beede der größere Schelm is, schmunzelt Bismarck. Das wird sich zeigen, meint Antonelli und scheangelt auf den Reichskanzler freundlich. [Bild 6:] Weeßte was? wie schließen Freundschaft! lispelt Bismarck und recht dem Antonelli eine Flasche Kümmel. Meinetwegen, sagt Antonelli d'rauf und zieht aus der Kutte eine Bouteuille Lacrimae Christi hervor. [Bild 7:] Drauf hin setzen sich Beide gemüthlich auf den Rasen, tauschen ihre Gedanken und Flaschen aus, merken aber nicht, was für entsetzte Gesichter der Papst und der deutsche Kaiser machen, die neugierig ihren Kanzlern nachgeschlichen sind. [Bild 8:] Brum nich Oller, raunt Bismarck dem Kaiser zu, das verstehste nich, ick brauche man den Antonelli, um meine Liberalen zu schrecken. Antonelli seinerseits macht es dem Papste klar, daß er Bismarcken braucht, um den Clericalen Furcht einzujagen. [Bild 9:] Das sehen sowohl Kaiser als Papst ein und sie segnen den Bund, der soeben zwischen diesem schönen Paare geschlossen ward. Flohrian, als unsichtbarer Schutzengel, gibt Trumpf darauf und sagt: "Mehret Euch und werdet fruchtbar, wie der Sand am Meere. Amen!"

Zeichner: Theodor Z.
Bemerkungen (öffentlich)
Der Floh (Zeitschrift, Wien)
Physische Eigenschaften
Material / Technik: Lithographie
Format / Größe: 44,5 x 29,7 cm
Altsignatur
Karikaturen: Bismarck, 317
SB-BIS 0317 – Grosse Geister begegnen sich. (Ein Phantasiebild aus Italien)