Die zwölf Arbeiten des Hercules. Culturhistorisches Tanzpoem
Signatur
SB-BIS 0588
Datierung
02.1868
Umfang
1 Zeitungsausschnitt
Beschreibung
[Erstes Bild:] Bismarck geht mit einer Keule auf den "Löwen" Napoleon III. los. Drei Frauengestalten im Hintergrund. [Zweites Bild:] Bismarck schneidet mit einer Schere Köpfe der Hydra ab. Eine Frau flieht. [Drittes Bild:] Bismarck verfolgt eine Frau. [Viertes Bild:] Bismarck fängt einen Eber. [Fünftes Bild:] Bismarck verscheucht mit einer Klapper fliegende Buch- oder Zeitungsseiten. [Sechstes Bild:] Bismarck drückt einen Stier an den Hörnern auf den Boden. [Siebentes Bild:] Bismarck hält einen Sack mit der Aufschrift "16 Millionen" in der Hand. [Achtes Bild:] Die Personifikation des Kladderadatsch tanzt in einem Stahlkegel in einem Zimmer, in dem sich noch eine Frau und ein Mädchen aufhalten. Der Arm Bismarcks stiehlt einen Säbel aus diesem Zimmer. [Neuntes Bild:] Bismarck predigt auf Kühe ein. [Elftes Bild:] Bismarck nährt sich dem Hof "Augias. Deutsche Muster- Wirtschaft.". Davor steht ein Mann (Beust?) und weint. Im Hitnergrund tanzen Ballerinas. [Zwölftes Bild:] Bismarck wuchtet sich einen Mann auf den Rücken, der "direct." sagt. Bildunterschrift: Erstes Bild: Liebliche Landschaft um Nemea und Kleonä. Im Vordergrunde beschäftigen sich die Einwohner mit politischer Unruhe und Geschäftsstille und mit dem lebhaften Wunsche nach Abwechslung, das heißt, nach politischer Windstille und lebendigerem Geschäftsgang. Im Hintergrunde liegt der Nemeische Löwe, eine Regalia rauchend und auf Verbesserung von Kugelspritzen sinnend. Angstpolka, getanzt vom ganzen weiblichen Ballet. Hercules erscheint und drückt vergebends seine Pfeile gegen den Löwen, Lion, Leo, Louis ab, seine Keule zerschmettert an dem Dickschädel des Thiers. Da eilen ihm die drei Genien, Mexico (Fräulein Bechtel I.), Sadowa (Fräulein Kitzing) und Mentana (Fräulein Trepplin) zu Hilfe. Hercules erlegt mit ihnen den Löwen, zieht ihm sein undurchdingliches Fell ab und gebracuht basselbe als Panzer, sich des Kopfes als Helm bedienend. Große Nemeische Pickelhaubenquadrille. Zweites Bild: Höhle bei Lernä. Links die Eschenheimer Gasse. Rechts die Mainlinie. Der selige Bundestag – wollt' ich sagen, die Lernäische Hydra liegt im süßen Sommerschlafe, traumhafte Melodien begleiten ihr Schnarchen. Germania (Fräulein Peters), die am Fuße des Lagers geschlummert, erwacht, entfernt sich ängstlich von der Hydra, andeutend, daß ihr Hauch giftig sei. Hercules will dem Drachen die Köpfe amähen, aber Hessen-Darmstadt wächst immer wieder, und der Krebs Mecklenburg-Karkinos kneipt ihn in die Fersen. Er entschließt sich daher zu dem großen Waldbrand von Sadowa. Taglioni, Gropius und Daubner werden gerufen. Die Köpfe der Hydra werden mit glühenden Baumstämmen ausgebrannt, und das Thier wird von einem großen Felsen erschlagen. Drittes Bild: Fruchtbare Gegend am Meeresufer bei den Hyperboräern. Man hört den Gesang: "Schleswig-Holstein, meerumschlungen," von Schwänen gesungen, weßhalb er nicht da capo verlangt werden kann, weiil es ein Schwanengesang ist. Die Hirschkuh (Fräulein Sarolta), auch Hindin der Artemisia genannt, erscheint mit goldenen Hörnern und ehernen Läufen. Hercules verfolgt sie vergebens, endlich lähmt er sie am linken Hinter-Düppel, holt sie ein und bringt sie zu Eurystheus. Viertes Bild: Grunewald am Fuße des Erymanthos. Die Hubertusjagd auf den Erymanthischen Eber soll stattfinden. Sämmtliche Centauren in rothen Jagdröcken sind versammelt. Hercules, der schon bei Gastein eine Menge Böcke geschossen, jagt den Eber in die Havel, ersäuft ihn und fängt ihn lebendig. Fünftes Bild. Oeffentliche Meinung am See Stymphalos in Arkadien. Catilinarsche Existenzen in Gestalt von Vögeln mit ehernen (Stahl-) Federn, deren sie sich wie Pfeile bedienen, dringen auf Hercules ein und suchen ihn zu töten. Er, gegen Druckerschwärze gefeit, verscheucht sie mit der Confiscations- und Preßproceß-Klapper und macht sie lebensunfähig. Sechstes Bild. Große Halle in Kreta. Poseidon, aufgebracht auf Minos, hat von der großen Heerde der Liberalen einen wüthenden Stier nach Kreta geschickt, welcher Flammen aus der Nase bläst und das ganze Land in Unruhe versetzt. Hercules fängt ihn ein und zwingt ihn mit der Regierung zu gehen, welche ihn dann später wieder in die Marathonischen Gefilde laufen läßt. Siebentes Bild. Schloßgarten in Hietzing. Diomedes, König der Bistonen in Thracien, singt die Romanze: "Das war noch' ne herrliche Zeit" – als er noch seine vier Rosse im Hoffstall mit den Leibern der sein Land betretenden Fremden füttern konnte. Hercules stopft ihm die Welfenhose mit sechzehn Millionen, so daß sie zerreißt und nicht bis ans Ende aller Dinge halten kann. Achtes Bild: Schlafzimmer im Palast der Amazonenkönigin Hippolyta, auch unter dem nom de guerre Karoline von Reuß bekannt. Kobold Kladderadatsch (Fräulein Judith David) erscheint und neckt die schlafende Amazone (Frau Frieb-Blumauer). Die springt im rezenden Nachtgewandee von ihrem Divan und will nach ihrem Wehrgehenk greifen, das sie von Ares erhalten. Da dringt Hercules in das Gemach, raubt das Wehrgehenk und erlegt Hippolyta, die stärkste Dame ihrer Zeit. Neuntes Bild: Prachtvolle Zaubergrotte auf dem Eiland Eurytheia im Ocean. Die Ringer des Geryyoneus weiden auf einer üppigen Trist alter Privilegien und landräthlicher Kreisordnungen. Hercules setzt ihnen den Stuhl vor die Thür und zwingt sie dadurch, ihm zu folgen, wohin er will. Zehntes Bild: Die Gärten der Hesperiden. Im Hintergrunde die schöne Gebirgsgegend der Deutschen Spielbäder. Rechts und links die goldnen Äpfel auf grünen Tischen. Hercules zertrümmert die Spielbanken bratet die Aepfel in dem Ofen – wohin er seine Gegner ihren Schwerpunct zu verlegen zwingt. Elftes Bild: Die Ställe des Augias. 3000 Minister, Gesandte, Diplomaten, Geheime Räthe und Fürstendiener sind seit undenklichen Zeiten in Elis nicht gereinigt worden. Da erscheint Hercules im Hintergrund auf der Anhöhe des Kaukasos (Brühl'sche Terrasse in Dresden), wo Prometheus-Beust von seinem Papageifrei von der Leber gesprochen wird. Vier Solotänzerinnen (Frl. Döring, Frl. Schmidt, Frl. Trepplin und Frl Bechtel II.) erscheinen, in jeder Hand ein Paar Wiener Würstchen. Ihr Kopfputz besteht in einem Mostrichttöpfchen, gefüllt mit Düsseldorfer Senf. Aus der Erde wachsen überall Tulpen mit Schwechater Märzenbier von Blumenthal. Beust-Prometheus wird ganz betäubt von dem Dufte der Wiener und dem Scheine der Tulpen und verspricht dem Hercules, ihm bei der Reinigung des Augiasstalles zu helfen, wenn er ihn von seinem Papagei befreite. Hercules tötet den leberfressenden Papa-Geier, leitet den Fluß Alpheus, nach Andern Peneus, in den Augiasstall. Beust ergreift den Concordatsbesen, und das Bildschließt mit einem tollen Cancan de Saucis sämmtlicher Mönche und Nonnen. Zwölftes Bild: Die Herauffühurng des Cerberus auf die Oberwelt, oder Die allgemeine Volkswahl. Große Schluß-Apothese im Tempel zu Eleusis. Vincke – wollt' ich sagen, Hades wird an die Luft gesetzt und eilt auf Bodel-schwingen bei Tänaron in die Unterwelt zurück. Hercules umarmt sämmtliche funfzig Töchter des Königs von Thespiä. Großes Ensemble: Im Hintergrund hebt sich der Boden, die Decoration öffnet sich , und in magischem Licht erscheint die Göttin des Ruhms unter dem strahlenden Transparent: "Herculis laboribus." Die Musik wird immer süßer und zitternder, und der Geist des neunzehnten Jahrhunderts weint unter Heiligsprechnung des Chassepots und wegen Mangel eines Taschentuchs in einen Feuerregen.
Bemerkungen (öffentlich)
Kladderadatsch
Physische Eigenschaften
Material / Technik: Lithographie
Format / Größe: 31,2 x 45 cm
Altsignatur
Karikaturen: Bismarck, 588
SB-BIS 0588 – Die zwölf Arbeiten des Hercules. Culturhistorisches Tanzpoem