Ablass von 40 Tagen für die Kapelle St. Kosmas [und Damian] in Bozen / Südtirol
Signatur
SB-URO Perg 1331-08-20
Datierung
20.08.1331
Umfang
1 Pergamenturkunde
Beschreibung
Erzbischof Wilhelm von Antivari und 14 in Avignon versammelte Bischöfe gestatten der Kapelle des hl. Gosmar in der Gemeinde St. Genesien [?] in der Diöcese Trient, an gewissen Tagen des Jahres die Pilger zu gemeinschaftlichen Gebeten vereinigen zu dürfen

Siegler: die Aussteller

Datierung: »Datum Avinion XX die mensis Augusti anno domini M°CCC°XXXI° et pontificatus domini Johannis papae XXII anno quintodecimo«

Aus dem Begleitband zur Ausstellung »Bilderpracht und Seelenheil« [Urkundenbeschreibung von Gabriele Bartz & Markus Gneiß]:

»Erzbischof Guillelmus von Bar und fünfzehn weitere Bischöfe erteilen all jenen einen Ablass von 40 Tagen, die reumütig und nach Ablegung der Beichte die Kapelle St. Kosmas [und Damian] in der Pfarre Jenesien an bestimmten Festtagen besuchen oder andere Ablassbedingungen erfüllen.

Bei der Empfängerkapelle handelt es sich um das am Steilhang zwischen Glaning und Siebeneich – unterhalb der Burgruine Greifenstein – in der Gemeinde Jenesien (San Genesio Atesino, Provinz Bozen/Südtirol) liegende Gotteshaus, das eine lange Wallfahrtstradition zu Ehren der beiden heiligen Ärzte Kosmas und Damian vorzuweisen hat. Das Gebäude existiert noch heute, dient jedoch seit der Profanierung durch Kaiser Joseph II. (reg. 1765–1790) Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr als Kirche. Inhaltlich gestaltet sich der Ablassbrief wenig spektakulär: In das schon vorab geschriebene Formular* sind die Namen der Bischöfe, die Empfängerinstitution und das Datum in einem separaten Arbeitsgang eingesetzt worden. Zu erkennen sind diese Einfügungen durch die auch heute noch deutlich sichtbar dunklere Tinte. Die standardmäßig angeführten Heiligentage, an denen der Ablass gewonnen werden kann, wurden einzig um den nach dem hl. Augustinus eingetragenen hl. Ambrosius bereichert. Bei der Nennung der ausstellenden Bischöfe zu Beginn der Urkunde hat man offenbar mit einer geringeren Zahl gerechnet, denn deren Namen sind in den ersten Zeilen gedrängt und mit vielen Abkürzungen geschrieben.

Die sehr große Anfangsinitiale ist weit in den Text eingerückt und ragt zudem in den linken Seitenrand hinaus. Im beinahe rechteckigen Binnenfeld befindet sich eine segnende Christusbüste. Dieses ist das erste in der Avignoner Ablass-Werkstatt entwickelte, vollfarbige Motiv (zum ältesten bisher bekannten für St. Leonhard in Zoutleeuw 1328 ausgestellten Zeugnis s. S. 46 mit Abb. 4 [im Ausstellungskatalog]). Die Farben der Buchstabenschäfte sind wie hier meist rot und grün. Ausgespart wurde eine Blattranke, die auch die Binnenfelder der beiden kleineren Initialen der ersten Zeile ziert. Im Text finden sich zwei weitere farbig betonte Initialen. Da die Christusbüste in zarten Farben koloriert wurde, könnte man überlegen, ob es sich um zwei unterschiedliche Maler handelt.

Im Vergleich zur römischen Urkunde [Nr. A 1, vgl. Ausstellung Bilderpracht und Seelenheil] hat die Qualität der Siegelschnüre abgenommen. Waren sie dort aus Seide, genügte hier einfacheres Material.«
Bemerkungen (öffentlich)
Farbige Initialen mit Miniaturmalerei
Physische Eigenschaften
Siegel: 14, ursprünglich an Hanfschnüren anhängend, abhanden. Fast alle Siegel noch erhalten, Schnüre gelb-braun
Material / Technik: Pergament
Masse: 51,7 x 66,5 cm
Orte
Altsignatur
Pergamenturkunden, Or. Perg. 1331 August 20
SB-URO Perg 1331-08-20 – Ablass von 40 Tagen für die Kapelle St. Kosmas [und Damian] in Bozen / Südtirol