| | | | Urkunden 1500-1524
Kardinalsammelindulgenz (20 Aussteller) für die Jakobskirche in Schärding
Signatur
SB-URO Perg 1500-01-25
Datierung
25.01.1500
Umfang
1 Pergamenturkunde
Bestand
Beschreibung
Ablassbrief von 19 Kardinälen für diejenigen, welche die Jakobskirche zu Schärding an bestimmten Tagen besuchen.
Die Kardinalbischöfe Oliverius von Sabina (Sabinensis), Johannes von Porto-Santa Rufina (Portuensis), Georgius von Albano (Albanensis) und Hieronymus von Palestrina (Prenestinus), die Kardinalpriester Ludovicus Johannes von Santi Quattro Coronati (tituli sanctorum Quatour Coronatorum), Dominikus von San Nicola fra le Immagini (tituli sancti Nicolai inter Ymagines), Laurentius von Santa Cecilia [in Trastevere] (tituli sancte Cecilie), Dominikus von San Clemente (sancti Clementis), Antoniottus von Santa Prassede (tituli sancte Praxedis), Bernardinus von Santa Croce in Gerusalemme (tituli sancte Crucis in Jerusalem), Johannes von Santa Prisca (tituli sancte Prisce), Bartholomäus von Sant'Agata (tituli sancte Agathe), Raimundus von San Vitale (tituli sancti Vitalis), Guilellmus von Santa Pudenziana (tituli sancte Pudentiane) sowie die Kardinaldiakone Franziskus von Sant’Eustachio (sancti Eustachii), Raphael von San Giorgio in Velabro (sancti Georgii ad velum aureum), Johannes von Santa Maria in Domnica (sancte Marie in dompnica), Julianus von Santi Sergio e Bacco [al Foro Romano] (sanctorum Sergii et Bacchi), Federicus von San Teodoro [al Palatino] (sancti Theodori) und Alexander von Santi Cosma e Damiano (sanctorum Cosme et Damiani) erteilen all jenen einen Ablass von 100 Tagen (misericorditer in Domino relaxamus), die die in der Diözese Passau gelegene Kirche des heiligen Jakob in Schärding (ecclesia sancti Jacobi opidi Scherding, Pataviensis diocesis), der Georg, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Unter- und Oberbayern (illustrissimus princeps dominus Georgius comes palatinus Rhein ac inferioris superiorisque Bawarie dux), besondere Verehrung zollt, wie durch Wofgang von Tannberg, Kanoniker der Passauer Kirche und Doktor beider Rechte (per egregium virum dominum Bolffgangum de Tanberg, canonicum ecclesie Pataviensis utriusque iuris doctorem), an der Römischen Kurie mitgeteilt worden ist, reumütig und nach Ablegung der Beichte besuchen, und zwar an den Feiertagen des heiligen Jakob, des heiligen Florian, am Sonntag Oculi, am Festtag des heiligen Georg und am Kirchweihtag, jeweils täglich zwischen der ersten und der zweiten Vesper. Weiters wird all jenen ein Ablass gewährt, die für die bauliche Instandhaltung der Kapelle und deren Ausstattung mit liturgischem Gerät aufkommen.
Siegler: Die genannten Kardinäle
Datierung: »die Vicesima quinta mensis Januarii«
Aus dem Begleitband zur Ausstellung »Bilderpracht und Seelenheil« [Urkundenbeschreibung von Veronica Dell'Agostino & Markus Gneiß]:
»Die Indulgenz für die Jakobskirche in Schärding (heute Oberösterreich) bewegt sich bei den Ablasstagen im zeittypischen Rahmen: Es werden fünf Tage genannt, darunter der Weihetag der Kirche. Im Gegensatz zur seit den späteren 1470er Jahren bevorzugten Arenga: Quanto frequentius, wird ohne ersichtlichen Grund die bereits aus den Bischofsammelindulgenzen bekannte Arenga: Splendor paterne glorie, verwendet. Diese bildete zwar in den Anfangszeiten der Kardinalsammelablässe die Standardarenga, wurde jedoch weitgehend vollständig von Quanto frequentius abgelöst.
Als erstgenannter Aussteller fungiert Oliverius Carafa (1430–1511), zu diesem Zeitpunkt Kardinalbischof von Sabina (in diesem Amt von 1483–1503, vgl. zu ihm auch Nr. F 5, F 6). Die Urkunde gibt ebenfalls an, dass in Rom Wolfgang von Tannberg, ein Passauer Kanoniker, im Auftrag des Herzogs von Bayern-Landshut, Georg des Reichen (reg. 1479–1503), als Petent fungierte. Schärding gehörte damals zum Machtbereich Georgs, was dessen Interesse an der Ausstellung eines Sammelablasses für die dortige Kirche erklärt. Als Schreiber fungierte Johannes Collardi, der seit 1493 in kurialen Diensten nachweisbar ist.
Der Dekor des Dokuments entwickelt sich an drei Rändern. Innerhalb eines Rahmens aus zarten tintenbraunen Linien erstreckt sich auf farblosem Grund eine vegetabile Bordüre aus Blüten mit gerundeten und zugespitzten Blättern und aus Rankenwerk in Blau-, Grün-, Rot- und Rosatönen, überhöht durch gelbe Punkte und goldene Pinselstriche. An den beiden Seitenrändern wird dieser Dekor von lorbeerblattgerahmten Medaillons unterbrochen, deren Wappenschilde sich auf Herzog Georg den Reichen als Petenten beziehen: Links jenes der Pfalz (in Schwarz ein rotbewehrter, rotgekrönter goldener Löwe), rechts gegenüber Bayern (blau/silber geweckt). Der obere Rand zeigt im Rankengewirr rechts innerhalb eines Lorbeerkranzes die Figur des Schärdinger Kirchenpatrons, den hl. Georg, im Kampf mit dem Drachen, in der Mitte in einer Art Rundbogennische die Dreifaltigkeit als Gnadenstuhl, und links die historisierte O-Initiale von Oliverius mit einer Darstellung der thronenden Jungfrau mit Kind im Binnenraum. Die übrigen Buchstaben, die den Namen des Ausstellers bilden, sind abwechselnd rot und blau gemalt und mit feinem Filigran angereichert. Ein eleganter Federzeichnungsdekor, der den Stil des Blattgewirrs der Bordüre nachahmt, füllt die zweite Hälfte der ersten Zeile aus. Angesichts des Aufbaus und der Detailgestaltung des Bildschmucks sowie der Figurenzeichnung in schnellen, aquarellartigen Zügen scheint dieselbe Werkstatt, die das vorliegende Stück bemalt hat, auch den Dekor der Indulgenz für die österreichische Kirche von Spital am Pyhrn ausgeführt zu haben (s. S. 69 mit Abb. 6).«
Die Kardinalbischöfe Oliverius von Sabina (Sabinensis), Johannes von Porto-Santa Rufina (Portuensis), Georgius von Albano (Albanensis) und Hieronymus von Palestrina (Prenestinus), die Kardinalpriester Ludovicus Johannes von Santi Quattro Coronati (tituli sanctorum Quatour Coronatorum), Dominikus von San Nicola fra le Immagini (tituli sancti Nicolai inter Ymagines), Laurentius von Santa Cecilia [in Trastevere] (tituli sancte Cecilie), Dominikus von San Clemente (sancti Clementis), Antoniottus von Santa Prassede (tituli sancte Praxedis), Bernardinus von Santa Croce in Gerusalemme (tituli sancte Crucis in Jerusalem), Johannes von Santa Prisca (tituli sancte Prisce), Bartholomäus von Sant'Agata (tituli sancte Agathe), Raimundus von San Vitale (tituli sancti Vitalis), Guilellmus von Santa Pudenziana (tituli sancte Pudentiane) sowie die Kardinaldiakone Franziskus von Sant’Eustachio (sancti Eustachii), Raphael von San Giorgio in Velabro (sancti Georgii ad velum aureum), Johannes von Santa Maria in Domnica (sancte Marie in dompnica), Julianus von Santi Sergio e Bacco [al Foro Romano] (sanctorum Sergii et Bacchi), Federicus von San Teodoro [al Palatino] (sancti Theodori) und Alexander von Santi Cosma e Damiano (sanctorum Cosme et Damiani) erteilen all jenen einen Ablass von 100 Tagen (misericorditer in Domino relaxamus), die die in der Diözese Passau gelegene Kirche des heiligen Jakob in Schärding (ecclesia sancti Jacobi opidi Scherding, Pataviensis diocesis), der Georg, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Unter- und Oberbayern (illustrissimus princeps dominus Georgius comes palatinus Rhein ac inferioris superiorisque Bawarie dux), besondere Verehrung zollt, wie durch Wofgang von Tannberg, Kanoniker der Passauer Kirche und Doktor beider Rechte (per egregium virum dominum Bolffgangum de Tanberg, canonicum ecclesie Pataviensis utriusque iuris doctorem), an der Römischen Kurie mitgeteilt worden ist, reumütig und nach Ablegung der Beichte besuchen, und zwar an den Feiertagen des heiligen Jakob, des heiligen Florian, am Sonntag Oculi, am Festtag des heiligen Georg und am Kirchweihtag, jeweils täglich zwischen der ersten und der zweiten Vesper. Weiters wird all jenen ein Ablass gewährt, die für die bauliche Instandhaltung der Kapelle und deren Ausstattung mit liturgischem Gerät aufkommen.
Siegler: Die genannten Kardinäle
Datierung: »die Vicesima quinta mensis Januarii«
Aus dem Begleitband zur Ausstellung »Bilderpracht und Seelenheil« [Urkundenbeschreibung von Veronica Dell'Agostino & Markus Gneiß]:
»Die Indulgenz für die Jakobskirche in Schärding (heute Oberösterreich) bewegt sich bei den Ablasstagen im zeittypischen Rahmen: Es werden fünf Tage genannt, darunter der Weihetag der Kirche. Im Gegensatz zur seit den späteren 1470er Jahren bevorzugten Arenga: Quanto frequentius, wird ohne ersichtlichen Grund die bereits aus den Bischofsammelindulgenzen bekannte Arenga: Splendor paterne glorie, verwendet. Diese bildete zwar in den Anfangszeiten der Kardinalsammelablässe die Standardarenga, wurde jedoch weitgehend vollständig von Quanto frequentius abgelöst.
Als erstgenannter Aussteller fungiert Oliverius Carafa (1430–1511), zu diesem Zeitpunkt Kardinalbischof von Sabina (in diesem Amt von 1483–1503, vgl. zu ihm auch Nr. F 5, F 6). Die Urkunde gibt ebenfalls an, dass in Rom Wolfgang von Tannberg, ein Passauer Kanoniker, im Auftrag des Herzogs von Bayern-Landshut, Georg des Reichen (reg. 1479–1503), als Petent fungierte. Schärding gehörte damals zum Machtbereich Georgs, was dessen Interesse an der Ausstellung eines Sammelablasses für die dortige Kirche erklärt. Als Schreiber fungierte Johannes Collardi, der seit 1493 in kurialen Diensten nachweisbar ist.
Der Dekor des Dokuments entwickelt sich an drei Rändern. Innerhalb eines Rahmens aus zarten tintenbraunen Linien erstreckt sich auf farblosem Grund eine vegetabile Bordüre aus Blüten mit gerundeten und zugespitzten Blättern und aus Rankenwerk in Blau-, Grün-, Rot- und Rosatönen, überhöht durch gelbe Punkte und goldene Pinselstriche. An den beiden Seitenrändern wird dieser Dekor von lorbeerblattgerahmten Medaillons unterbrochen, deren Wappenschilde sich auf Herzog Georg den Reichen als Petenten beziehen: Links jenes der Pfalz (in Schwarz ein rotbewehrter, rotgekrönter goldener Löwe), rechts gegenüber Bayern (blau/silber geweckt). Der obere Rand zeigt im Rankengewirr rechts innerhalb eines Lorbeerkranzes die Figur des Schärdinger Kirchenpatrons, den hl. Georg, im Kampf mit dem Drachen, in der Mitte in einer Art Rundbogennische die Dreifaltigkeit als Gnadenstuhl, und links die historisierte O-Initiale von Oliverius mit einer Darstellung der thronenden Jungfrau mit Kind im Binnenraum. Die übrigen Buchstaben, die den Namen des Ausstellers bilden, sind abwechselnd rot und blau gemalt und mit feinem Filigran angereichert. Ein eleganter Federzeichnungsdekor, der den Stil des Blattgewirrs der Bordüre nachahmt, füllt die zweite Hälfte der ersten Zeile aus. Angesichts des Aufbaus und der Detailgestaltung des Bildschmucks sowie der Figurenzeichnung in schnellen, aquarellartigen Zügen scheint dieselbe Werkstatt, die das vorliegende Stück bemalt hat, auch den Dekor der Indulgenz für die österreichische Kirche von Spital am Pyhrn ausgeführt zu haben (s. S. 69 mit Abb. 6).«
Bemerkungen (öffentlich)
Quelle Regest: FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden" (Markus Gneiss)
Physische Eigenschaften
Siegel: Sämtliche Siegel nebst ihren Schnüren abgenommen
Material / Technik: Pergament
Masse: 46 x 81,9 cm
Orte
Thema
Altsignatur
Rep. 3262
Pergamenturkunden, Or. Perg. 1500 Januar 25
Verwahrende Institution
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SB-URO Perg 1500-01-25 – Kardinalsammelindulgenz (20 Aussteller) für die Jakobskirche in Schärding