| | | | Urkunden 1500-1524
Indulgenzbrief (Prunksupplik) für Anton Tetzel d.Ä. an Papst Leo X.
Signatur
SB-URO Perg 1513x1521
Datierung
1515-1516
Umfang
1 Urkunde
Bestand
Beschreibung
Aus dem Begleitband zur Ausstellung »Bilderpracht und Seelenheil« [Urkundenbeschreibung von Veronica Dell’Agostino & Andreas Zajic]:
»Rom, ohne Datum [zwischen ca. Januar 1515 und ca. Mai 1516]
Kardinal Pietro Accolti bewilligt als päpstlicher Referendar die von Anthoni Tetzel d.Ä., dessen Sohn Jobst, zwei weiteren Klerikern sowie Söhnen, Neffen und weiterer Verwandtschaft von Anthoni d.Ä. bzw. deren Ehepartnern und Kindern eingebrachte Supplik sola signatura. Gewährt wird u.a. das Recht zur freien Wahl des Beichtvaters, die Umwandlung von Gelöbniswallfahrten in entfernte Länder in andere Frömmigkeitsübungen, die Benutzung eines Tragaltars, freier Empfang der Sakramente außerhalb der Pfarrkirche, der Gewinn von römischen Stationsablässen in ein oder zwei Kirchen bzw. an zwei oder drei Altären in Nürnberg, die Befreiung von mehreren Fastengeboten sowie die Erlaubnis zum Besuch von Frauenklöstern für die weiblichen Familienangehörigen.
Ein aufgelockerter vegetabiler Dekor an drei Rändern des Pergamentblatts füllt einen Rahmen aus unbemaltem Grund aus, belebt durch tintenfarbige Punkte und silberne Scheiben. An den beiden Seitenrändern entwickeln sich Kandelaber aus Blatt- und Blütenelementen, zwischen denen zwei Medaillons mit Wappen platziert sind. Am linken Rand befindet sich auf blauem Grund der Wappenschild des Hauptpetenten Anthoni d.Ä. Tetzel (1459–1518): in Rot ein silberner Löwe. Rechts ist dem roten, blaugerahmten Medaillon ein teilweise beschädigter Wappenschild eingeschrieben: in Silber ein Lindenbaum auf einem Dreiberg. Es ist das korrespondierende Wappen der Ehefrau Anthonis d.Ä., Barbara, einer geborenen Groß († 1516). Am oberen Rand gehen vegetabile Girlanden von einem zentralen rotgrundigen, gold gehöhten Medaillon mit dem Schweißtuch und dem nimbierten Christuskopf, der Vera Ikon, aus. In derselben Bordüre befindet sich rechts in einem hochovalen Feld aus Blau tönen das Wappen Kaiser Maximilians I. mit dem Doppeladler (samt Brustschild Österreich, hier fälschlich in Silber ein roter Balken statt umgekehrt) unter der Kaiserkrone, links nimmt die entsprechende Stelle die historisierte B-Initiale des BEATISSIME PATER ein. Im Binnenfeld des Buchstabens, vor oben blauem, unten unbemaltem Grund ist das Wappen Papst Leos X. wiedergegeben: in Gold sechs Kugeln (3:2:1), die mittlere der ersten Reihe silber, alle anderen rot. Die darauffolgenden zwei Wörter der Anrede an den Papst bestehen aus Kapitalis-Buchstaben in Rot, Blau und Silber ohne weiteren Schmuck.
Eine erste Grobdatierung des Stücks zwischen 11. März 1513 und 1. Dezember 1521 ergibt sich aus der Sedenzzeit des durch sein Wappen in der Urkunde präsenten Papstes Leo X. (eigentlich Giovanni de‘ Medici, starb am 1. Dezember 1521). Schreiber war Guillaume du Bois (Guillermus Boys), weitere Vermerke stammen von Aloisio de Burgo (Aloysius de Burgis), der 1515 erstmals als scriptor archivii Romane curie aufscheint. Legt schon das beteiligte Personal an der Kurie eine Einordnung in die Zeit ab 1515 nahe, so läßt sich die Supplik vielleicht noch näher eingrenzen, da sie mit einiger Wahrscheinlichkeit in Zusammenhang mit einem hochpolitischen Geschehen steht, dem jähen Sturz des Zweiten Losungers der Reichsstadt Nürnberg Anthoni Tetzel: Am 14. Dezember 1514 war er wegen Eidbruchs und niederträchtiger Gesinnung aller Ämter und Würden enthoben worden. Statt ihn hinzurichten, verbrachte man ihn auf Lebenszeit ins Gefängnis, wo er keinen Kontakt zu seinen Angehörigen halten durfte. Diese intervenierten mehrfach erfolglos bis hin zum Kaiser, an die Kurie und ans Reichskammergericht. Im Jahr 1515 setzten die Angehörigen alles – allerdings erfolglos – in Bewegung, um die Situation des eingekerkerten Ehemanns, Vaters (dessen Sohn Jobst wohl schon Chorherr in Erfurt war) und Onkels zu verbessern. Seine Ehefrau Barbara starb bereits im Mai 1516, er selbst am 27. Januar 1518 im Gefängnis. Die gewährten umfangreichen Rechte sind für einen Beichtbrief der Zeit um 1510 durchaus üblich zu nennen, auf die vielleicht gerade damals fortwährende Inhaftierung Anthonis d.Ä. nimmt die Supplik nicht Bezug.«
»Rom, ohne Datum [zwischen ca. Januar 1515 und ca. Mai 1516]
Kardinal Pietro Accolti bewilligt als päpstlicher Referendar die von Anthoni Tetzel d.Ä., dessen Sohn Jobst, zwei weiteren Klerikern sowie Söhnen, Neffen und weiterer Verwandtschaft von Anthoni d.Ä. bzw. deren Ehepartnern und Kindern eingebrachte Supplik sola signatura. Gewährt wird u.a. das Recht zur freien Wahl des Beichtvaters, die Umwandlung von Gelöbniswallfahrten in entfernte Länder in andere Frömmigkeitsübungen, die Benutzung eines Tragaltars, freier Empfang der Sakramente außerhalb der Pfarrkirche, der Gewinn von römischen Stationsablässen in ein oder zwei Kirchen bzw. an zwei oder drei Altären in Nürnberg, die Befreiung von mehreren Fastengeboten sowie die Erlaubnis zum Besuch von Frauenklöstern für die weiblichen Familienangehörigen.
Ein aufgelockerter vegetabiler Dekor an drei Rändern des Pergamentblatts füllt einen Rahmen aus unbemaltem Grund aus, belebt durch tintenfarbige Punkte und silberne Scheiben. An den beiden Seitenrändern entwickeln sich Kandelaber aus Blatt- und Blütenelementen, zwischen denen zwei Medaillons mit Wappen platziert sind. Am linken Rand befindet sich auf blauem Grund der Wappenschild des Hauptpetenten Anthoni d.Ä. Tetzel (1459–1518): in Rot ein silberner Löwe. Rechts ist dem roten, blaugerahmten Medaillon ein teilweise beschädigter Wappenschild eingeschrieben: in Silber ein Lindenbaum auf einem Dreiberg. Es ist das korrespondierende Wappen der Ehefrau Anthonis d.Ä., Barbara, einer geborenen Groß († 1516). Am oberen Rand gehen vegetabile Girlanden von einem zentralen rotgrundigen, gold gehöhten Medaillon mit dem Schweißtuch und dem nimbierten Christuskopf, der Vera Ikon, aus. In derselben Bordüre befindet sich rechts in einem hochovalen Feld aus Blau tönen das Wappen Kaiser Maximilians I. mit dem Doppeladler (samt Brustschild Österreich, hier fälschlich in Silber ein roter Balken statt umgekehrt) unter der Kaiserkrone, links nimmt die entsprechende Stelle die historisierte B-Initiale des BEATISSIME PATER ein. Im Binnenfeld des Buchstabens, vor oben blauem, unten unbemaltem Grund ist das Wappen Papst Leos X. wiedergegeben: in Gold sechs Kugeln (3:2:1), die mittlere der ersten Reihe silber, alle anderen rot. Die darauffolgenden zwei Wörter der Anrede an den Papst bestehen aus Kapitalis-Buchstaben in Rot, Blau und Silber ohne weiteren Schmuck.
Eine erste Grobdatierung des Stücks zwischen 11. März 1513 und 1. Dezember 1521 ergibt sich aus der Sedenzzeit des durch sein Wappen in der Urkunde präsenten Papstes Leo X. (eigentlich Giovanni de‘ Medici, starb am 1. Dezember 1521). Schreiber war Guillaume du Bois (Guillermus Boys), weitere Vermerke stammen von Aloisio de Burgo (Aloysius de Burgis), der 1515 erstmals als scriptor archivii Romane curie aufscheint. Legt schon das beteiligte Personal an der Kurie eine Einordnung in die Zeit ab 1515 nahe, so läßt sich die Supplik vielleicht noch näher eingrenzen, da sie mit einiger Wahrscheinlichkeit in Zusammenhang mit einem hochpolitischen Geschehen steht, dem jähen Sturz des Zweiten Losungers der Reichsstadt Nürnberg Anthoni Tetzel: Am 14. Dezember 1514 war er wegen Eidbruchs und niederträchtiger Gesinnung aller Ämter und Würden enthoben worden. Statt ihn hinzurichten, verbrachte man ihn auf Lebenszeit ins Gefängnis, wo er keinen Kontakt zu seinen Angehörigen halten durfte. Diese intervenierten mehrfach erfolglos bis hin zum Kaiser, an die Kurie und ans Reichskammergericht. Im Jahr 1515 setzten die Angehörigen alles – allerdings erfolglos – in Bewegung, um die Situation des eingekerkerten Ehemanns, Vaters (dessen Sohn Jobst wohl schon Chorherr in Erfurt war) und Onkels zu verbessern. Seine Ehefrau Barbara starb bereits im Mai 1516, er selbst am 27. Januar 1518 im Gefängnis. Die gewährten umfangreichen Rechte sind für einen Beichtbrief der Zeit um 1510 durchaus üblich zu nennen, auf die vielleicht gerade damals fortwährende Inhaftierung Anthonis d.Ä. nimmt die Supplik nicht Bezug.«
Physische Eigenschaften
Material / Technik: Pergament
Siegel: unbesiegelt
Masse: 34,8 x 48,1 cm
Orte
Thema
Altsignatur
Or. Perg. 15. Jh. 2. Hälfte (b)
Pergamenturkunden, Or. Perg. 1513-1521
Verwahrende Institution
| | | | Urkunden 1500-1524
SB-URO Perg 1513x1521 – Indulgenzbrief (Prunksupplik) für Anton Tetzel d.Ä. an Papst Leo X.